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Stress und Stresserkrankungen
Sowohl physischer als auch psychischer Stress kann nachhaltige Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden des Menschen haben. Die zentralnervöse Abstimmung und Feinkoordination einer Stressantwort erfolgen im Zusammenspiel von Cortisol mit den ebenfalls exzitatorischen Katecholaminen Noradrenalin und Adrenalin und in enger Wechselwirkung mit dem eher inhibitorischen Serotonin.

Dauerhaft hohe Stressniveaus sind signifikant mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert. Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Stress und chronischen Schmerzzuständen wie z.B. der Fibromyalgie. Ebenso eng korrelieren verschiedene Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (Colon irritabile, Ulcus pepticum, Colitis ulcerosa) oder Störungen der Sexualfunktionen (prämenstruelles Syndrom u. a.).

Eine enge Assoziation besteht auch zwischen dem Cortisolspiegel und dem Essverhalten. Ein stressbedingt dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel (Hypercortisolismus) bewirkt eine Steigerung der Nahrungsaufnahme und kann, zusammen mit der mineralokortikoiden Wasserretention sowie einer abdominalen Fettverteilung, zu deutlicher Gewichtszunahme führen.

Akuter Stress
Der Organismus reagiert auf einen Stressreiz

  • mit einer Mobilisierung von Energiereserven, erhöhtem Grundumsatz,

  • einer Beschleunigung des Kreislaufs und der Atmung,

  • einer verbesserten Durchblutung der Muskulatur sowie

  • erhöhter Aufmerksamkeit.

  • Gleichzeitig werden nicht flucht oder angriffsrelevante Körperfunktionen wie die Verdauung, das Immunsystem und die Sexualorgane sowie das Schmerzempfinden gehemmt.

Im Gehirn wird die relativ langsame Verarbeitung des Großhirns in seinem Einfluss zurückgedrängt und schematische Entscheidungsmuster des Stammhirns werden mit Vorrang ausgestattet. Eine Reaktion kann dann rascher, wenn auch mit größerer Fehlerquote, erfolgen.

Dies sind normale physiologische Vorgänge, die bei entsprechender Erholung keine negativen Auswirkungen haben.
Krankheitsfördernd werden sie aber, wenn die Anzahl und Stärke der Stressreize nicht weiter verarbeitet werden können und die physiologischen Kompensationsmechanismen überfordern.

Die Vermittlung der Stressreaktionen vollzieht sich innerhalb eines umfangreichen, komplexen Netzwerkes aus Hormonen und Neurotransmittern. Auf einen akuten Stressreiz hin beginnt die Transmitter- und Hormonkaskade mit der Ausschüttung von Noradrenalin im Locus coeruleus und von CRH aus dem Hypothalamus. Durch diese beiden Substanzen werden die Hormone der Stressachse (Hypothalamus- Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, HHNA) und des Nebennierenmarks sowie die Neurotransmitter im Rahmen der Stressantwort gesteuert.

Der Sympathikus, Adrenalin und Cortisol vermitteln die Stoffwechselanpassung zur Energiebereitstellung, die Aktivierung der stressrelevanten Herz-Kreislauf-Funktionen sowie die Modulation anderer Hormonsysteme und des Immunsystems. Die koordinierte Aktivierung von anregenden und dämpfenden Prozessen ist entscheidend für das Gleichgewicht in diesen Regelkreisen und die schnelle Wiederherstellung des Normalzustandes.

Ursachen von Stress (Stressoren):

  • physikalische Faktoren (Hitze, Kälte, Lärm, UV- u.a.

  • Strahlung, Reizüberflutung)

  • chemische Faktoren (toxische Bestandteile von Zigarettenrauch, Alkohol, Auto-/Industrieabgase, Umweltgifte)

  • beruflicher Stress (Mobbing, Arbeitssituation, Arbeitsplatz(un)sicherheit, Über- bzw. Unterforderung)

  • sozialer Stress (Beziehungskrisen, Tod von nahestehenden Personen, eigene und fremde Erwartungshaltungen,

  • Angst vor sozialem Abstieg, Isolation)

Chronischer Stress
Übersteigen Anzahl, Dauer und Intensität der Stressoren die Kompensationskapazität der Stress-Regelkreise, wird der Organismus in eine Art „Daueralarm-Zustand“ versetzt.
Dieser kann mit der Zeit die Gesundheit stark beeinträchtigen. Zudem ist es ein sich selbst verstärkender Prozess:
Stress erzeugt Stress, und es genügen zunehmend kleinere Reize, um eine Stressreaktion auszulösen und diese schließlich chronisch werden zu lassen.

Bei chronischem Stress ist die hormonelle Stressachse (HHNA) dauerhaft aktiviert, wodurch die nächtliche und frühmorgentliche Cortisol-Produktion gegenüber dem Normalzustand wesentlich erhöht ist.
Der normale Tagesrhythmus des Cortisol- Spiegels bleibt hierbei allerdings erhalten. Bei länger anhaltender Stressbelastung und somit andauerndem Cortisolüberschuss kann der typische Cortisol- Tagesrhythmus jedoch aufgehoben werden:
Hierbei können starke Tagesschwankungen mit z.T. chaotischen Kurvenverläufen auftreten.

Ein andauernder Cortisol- Überschuss kann in einer verminderten Empfindlichkeit auf Glukokortikoide resultieren:
Es wird vermutet, dass dies z. T. auf eine beeinträchtigte Funktion des Glukokortikoid-Rezeptors zurückzuführen ist, die nicht nur durch

z.B. entzündungsfördernde Zytokine, sondern auch durch
z.B. chronischen Stress ausgelöst wird.

Der Mechanismus dieser Glukokortikoid-Resistenz ist bisher kaum verstanden. Als besonders gravierend wurde die anhaltende Cortisolüberschuss betrachtet: Diese wurde als neurotoxisch angesehen. Hiervon betroffen sollte besonders der Hippocampus im limbischen System sein, der eminent wichtig für die Gedächtniskonsolidierung und räumliche Orientierung ist. Auch das Verhältnis der anderen Neurotransmitter und Hormone zueinander ist bei chronischem Stress gestört. Chronischer Stress stört das Verhältnis von Noradrenalin und Adrenalin. Zunächst steigt der Noradrenalin- Spiegel deutlich an, während die medulläre Aktivität abnimmt und zu einer drastischen Abnahme des Adrenalins führt. Bei weiter anhaltendem Stress sinkt Noradrenalin zusammen mit Dopamin ab und es entsteht ein Mangel an den genannten Botenstoffen.

Serotonin wird unter der Stressbelastung stärker verbraucht, gleichzeitig sinkt hierbei jedoch auch die Produktionsmenge ab, so dass ein Serotoninmangel entstehen kann. Dieser Neurotransmitter- Mangel resultiert in einer veränderten Aktivität von Hypophyse, Hypothalamus und Nebennierenrinde.

Das Ungleichgewicht im Neurotransmitter-System führt somit zum Auftreten zahlreicher Gesundheitsstörungen, von denen besonders Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Migräne, Depressionen, Schlafstörungen oder Angstzustände augenfällig werden.


Burnout-Syndrom
Das Burnout-Syndrom ist Folge lang anhaltender übermäßiger Belastungen und individueller Überforderung. Diese zunehmende Erschöpfung ist assoziiert mit einer Störung der neuronalen und hormonalen Regulation und dem Versagen der entsprechenden Kompensations-mechanismen.

Neben einer Dysbalance der neuroendokrinen Regelkreise treten bei einem Burnout-Syndrom auch überdurchschnittlich starke Entzündungsreaktionen auf.
Physiologisch stellt sich das Burnout-Syndrom als fortschreitender Chronischer Stress dar.
Aufgrund einer zentralen Insuffizienz ist die ACTH-Sekretion der Hypophyse reduziert, wodurch auch die Cortisol-Produktion beeinflusst ist. Zahlreiche aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Burnout-Patienten innerhalb der ersten Stunde nach dem Aufwachen deutlich erniedrigte Cortisol- Spiegel im Vergleich zu normalgesunden Kontrollpersonen aufweisen. Durch den fehlenden charakteristischen Morgenanstieg des Cortisol- Spiegels scheint der zirkadiane Sekretionsrhythmus von Cortisol stark gestört zu werden.

Auch die bei Burnout- Patienten häufig auftretenden Schlafstörungen könnten zudem Folge einer verminderten nächtlichen Melatonin-Sekretion sein, welche durch einen Serotonin-Mangel bedingt sein könnte.

Als typischer Aspekt tritt beim Burnout-Syndrom die gesteigerte entzündliche Aktivität hervor, die durch eine erhöhte Freisetzung insbesondere der proentzündlichen Zytokine IL-10 und TNF-_ gekennzeichnet ist.

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