Gesundheitsinformationen

Leseprobe Vitamin D

Professor Dr. Jörg Spitz, Arzt für Nuklearmedizin und Ernährung schreibt in seinem Buch:

Die chronischen Krankheiten sind in der Tat ein hausgemachtes Problem!

Dies veranlasst mich zu der etwas orakelhaften Aussage:

Umweltkatastrophe- morgen ? – Vielleicht-

Gesundheitskatastrophe – heute! – Sicher!

Mehr als 90% der deutschen Bevölkerung sterben nicht mehr an Altersschwäche im eigenen Bett, sondern nach jahrelangem Leiden an oder mit einer oder mehreren chronischen Krankheiten, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs im Krankenhaus oder an Demenz im Altersheim!

Nicht in den Genen, sondern überwiegend im Lebensstil der Menschen, liegen die Ursachen für die chronischen Erkrankungen. Die Auswirkungen einzelner Risikofaktoren addieren sich nicht, sondern multiplizieren sich.

Neben mangelnder Bewegung und falscher Ernährung wurde Vitamin D- Mangel jetzt als ein weiterer, wesentlicher Risikofaktor entdeckt.

Mehr als zwei drittel der Todesfälle ließen sich durch eine Änderung des Lebensstils vermeiden.

 

Der Schlüssel zum Verständnis des Phänomens ergibt sich aus dem Vergleich unserer heutigen Lebensweise mit dem Leben unserer Vorfahren. Unsere Vorfahren sind täglich bis zu 20 km gelaufen, um etwas zu essen zu finden. Im Durchschnitt bewegen wir uns heute noch 600- 800 Meter. Und unsere Nahrung besteht nur noch zu 30% aus dem, was unsere Vorfahren einmal gegessen haben.

Trotz seiner ungeheueren Kompensationsfähigkeit kann der Körper die daraus resultierenden Diskrepanzen und Defizite in vielen Fällen nicht mehr ausgleichen und wird krank.

 

Laut TKK, Report 2006/7 wissen 95% der Befragten, wie sie sich gesund zu ernähren haben, aber die Hälfte der Befragten gab unumwunden zu, dass sie an der Umsetzung scheitern.

 

So hat z.B. die Aktion 5 am Tag, die von allen wissenschaftlichen Fachgesellschaften für Ernährung und vom Staat unterstützt wird, nicht zu einem nennenswerten Verzehr von Obst und Gemüse geführt.

Bislang zeigen alle Aktionen der Verhaltensprävention zur Änderung des Lebensstils nur begrenzte Erfolge. Daher bietet sich die Verhaltensprävention mit Ersatzmaßnahmen zum Ausgleich der individuellen Defizite nicht nur im Bereich der Bewegung an.

Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen ist wissenschaftlich belegt und sollte auch von den jeweiligen Fachgesellschaften allmählich akzeptiert und in die Praxis umgesetzt werden.

 

Nahrungsergänzungsmittel waren für mich als etablierten Schulmediziner bis vor wenigen Jahren kein Thema! In der Familie wurde gesund gekocht und der Speiseplan durch Produkte aus dem eigenen Garten angereichert. Fühlte ich mich doch ganz auf der Linie der Fachgesellschaften.

Doch heute sind 70% aller Nahrungsmittel, die wir heute verzehren industriell weiterverarbeitet und nicht mehr direkt vom Acker! Und das was nach der Verarbeitung übrig bleibt, sieht zwar gut aus und ist lange haltbar, schmeckt in der Regel auch gut, aber ist in der gleichen Regel auch kalorienreich und arm an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen!

Über potentiell giftige Zusatzstoffe in vielen Produkten möchte ich an dieser Stelle gar nicht diskutieren.

Hier soll nun keine Reklame für irgendein spezielles Nahrungsergänzungsmittel gemacht werden! Doch wenn mittlerweile die Bewegungsergänzung als Ersatzmaßnahme für den geänderten Lebensstil allgemein anerkannt ist, warum soll dies nicht auch für eine wissenschaftlich fundierte Ergänzung von Vitalstoffen und Vitamin D gelten.

 

Natürlich gibt es auch negative Ergebnisse einiger Vitaminstudien. Aber in der Regel handelt es sich dabei um die Verabreichung einzelner Substanzen anstelle der erforderlichen breit angelegten Ersatzvornahme. Und diesen Veröffentlichungen steht eine Vielzahl von positiven Studien gegenüber. Und nicht nur von einem einzelnen Autor, sondern von verschiedenen Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Institutionen- weltweit.

 

http://www.mip-spitz.de/index.shtml?INFOv

 

Leseprobe aus dem Buch: „Vitamin D“ von Prof. Jörg Spitz

Die Ist-Situation

Der Medizin in den westlichen Industrienationen droht der finanzielle Kollaps - nicht nur in Deutschland! Laut Regierungserklärung des BMVEL im Juni 2004 müssen jährlich über 72 Milliarden € an Folgekosten alleine für ernährungsbedingte Krankheiten aufgebracht werden.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig und sicherlich nicht nur darin zu sehen, dass wir immer älter werden, wozu vor allem die Beherrschung der Infektionskrankheiten in den letzten Jahrzehnten beigetragen hat.

Vielmehr sind zahlreiche andere Faktoren für diesen Kollaps mitverantwortlich. So hat das Konzept der Symptom orientierten Diagnostik und Therapie zwar Fortschritte bei den Erkenntnissen und Behandlungserfolgen zahlreicher Krankheitsbilder gezeigt, jedoch die stete Zunahme der chronischen Erkrankungen in der Bevölkerung insbesondere im Alter nicht verhindern können.

Ferner liegt der Schwerpunkt der heutigen Medizin weltweit auf der Behandlung manifester Erkrankungen und nicht in der Prävention (K. Hurrelmann: Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung*). Chronische Erkrankungen sind jedoch per definitionem nicht heilbar, sodass die Schulmedizin hier regelmäßig zu spät kommt, da sie erst nach dem Auftreten von Symptomen tätig wird. Dabei sind die Faktoren für eine effiziente Prävention längst aktenkundig und sollen später erläutert werden.

Der Herausforderung, ein umfassendes und effektives Präventionskonzept zu entwickeln, hat sich die Gesundheitspolitik in Deutschland bislang nicht gestellt! Großen Ankündigungen bereits vor Jahren (SGB V) sind im Gesundheitsbereich noch immer keine entsprechenden Taten gefolgt. Für präventive Ansätze stehen nur etwa 4% des gesamten Budgets der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung.

Bewegung und Vitamin D

Bedingt durch die Entwicklungsgeschichte der Menschheit als Jäger und Sammler über Millionen von Jahren kommt der Bewegung (im Freien) eine ganz besondere Bedeutung zu. Dabei lassen sich zwei Aspekte abgrenzen: Zum einen die Auswirkung der Bewegung auf Muskulatur, Knochen und Herz-Kreislaufsystem und zum anderen die Bildung von Vitamin D in der Haut durch die UV-Strahlung im Sonnenlicht.

Zur Dokumentation der Bedeutung der Bewegung für die Gesundheit des Menschen soll stellvertretend für die zahlreichen Publikationen die nachstehende, bereits 1994 verfasste Deklaration dienen. Im Anschluss daran erfolgt eine Darstellung der Bedeutung von Vitamin D für den menschlichen Körper.

 

Kölner Deklaration der Weltgesundheitsorganisation und des Weltverbandes für Sportmedizin von 1994!

"Technisierung und Automation haben die muskuläre Belastung und die der inneren Organe in den vergangenen vier Jahrzehnten in zahlreichen Ländern der Erde radikal verringert. Dadurch ist sowohl im Beruf als auch im freizeitlichen Dasein der Kalorienverbrauch in erheblichem Maße reduziert worden. Zusätzlich verleiten die heutigen Möglichkeiten von Fernsehen, Hörfunk und Computerspielen zu einer sitzenden Lebensweise.

Eine Vielfalt von internationalen Forschungsergebnissen von epidemiologischer, klinischer und experimenteller Art führt zu dem Schluss, dass körperliche Aktivität die Lebenserwartung verlängert und gegen zahlreiche chronische Erkrankungen einen relativen Schutz verleiht. Dazu zählen die koronare Herzkrankheit, die Hochdruckerkrankung, der nicht insulinabhängige Diabetes mellitus, die Osteoporose und der Dickdarmkrebs.

"Tägliche körperliche Aktivität sollte den Eckpfeiler eines gesunden Lebensstils darstellen!

Kindern und Jugendlichen sollten Gelegenheiten für tägliche Bewegungsprogramme geboten werden mit dem erzieherischen Effekt, dass körperliche Aktivität sich zu einer lebenslangen Gewohnheit entwickeln sollte!

Erwachsene sollten eine täglich mindestens 30-minütige, gezielte körperliche Aktivität von mäßiger Intensität auf sich nehmen, z.B. schnelles Gehen, Wandern oder Treppensteigen. Intensivere Belastungen wie langsamer Dauerlauf, Radfahren und Schwimmen könnten zusätzliche gesundheitliche Vorteile erbringen!"

Vitamin D (das gar kein Vitamin sondern ein Hormon ist)

Vitamin D wird in unserer Haut ohne unser Zutun automatisch gebildet, sobald die Sonne mit genügender Intensität darauf scheint. In unseren Breiten ist dies von April bis Oktober der Fall. Viele Jahre lang beschränkte sich die Kenntnis der Bedeutung von Vitamin D auf seinen Effekt für den Knochen und Mineralhaushalt. Man nahm an, dass die aktive Form ausschließlich in der Niere gebildet werden kann, die es dann wieder an das Blut für den Knochenstoffwechsel abgibt. Diese Auffassung hat sich zwischenzeitlich grundlegend geändert, da alle Zellen über Vitamin D-Rezeptoren verfügen und aktives Vitamin herstellen können, das dann jedoch in der Zelle direkt verstoffwechselt wird, so dass die aktive Form aus diesen Zellen nicht im Blut erscheint.

Neue Untersuchungsergebnisse weisen daraufhin, dass ein niedriger Vitamin D-Spiegel bei der Entstehung und Zunahme einer ganzen Reihe von Tumoren ursächlich beteiligt ist: Prostatakarzinom, Mamakarzinom, Bronchialkarzinom, Kolo- Rektal- Karzinome, maligne Lymphome und Melanome sowie anderer Krankheitsbilder.

Aktives Vitamin D zeigte im Laborversuch bei den genannten Tumoren einen starken wachstumshemmenden Effekt. Die Mechanismen dieses Effektes stehen in Verbindung mit der Auslösung von Vorgängen, die zum Zelltod führen. Als weiterer, hemmender Effekt wird ein Einfluss auf die Tumordurchblutung diskutiert.

Unabhängig von diesen zusätzlich nachgewiesenen tumorspezifischen Effekten wurde der Normbereich für Vitamin D im Serum des Menschen deutlich nach oben korrigiert, da zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben, dass der vollständige Effekt von Vitamin D zum Beispiel auf den Mineralsalzgehalt des Skeletts erst bei höheren Konzentrationen im Serum eintritt als dies bislang angenommen wurde

Konsequenterweise wurden auch der therapeutische Bereich und die Höhe der empfohlenen Dosis von Vitamin D nach oben korrigiert.

Zusätzliche Bedeutung erhält die tumorhemmende Eigenschaft des Vitamin D durch das Phänomen der zunehmenden Fettsucht im Kindesalter. Die fehlende körperliche Aktivität dieser Kinder führt nicht nur zu Übergewicht sondern durch das "Stubenhocken" auch zu einem Vitamin D Mangel.

Erschwerend kommt hinzu, dass die ohnehin geringe Vitamin D Menge dieser Kinder in dem erheblich vermehrten Fettgewebe gespeichert wird und damit in ihrer Verfügbarkeit eingeschränkt ist.

Prof. Holick, der Entdecker der aktiven Form des Vitamin D weist u.a. darauf hin, dass bei Vitamin D Mangel offensichtlich die Ausschüttung des Hormons Leptin gestört ist. Dieses Hormon signalisiert dem Körper, dass er genügend Fett aufgenommen hat. Wird der Spiegel für Vitamin D im Blut normalisiert, kommt dieser Mechanismus erneut in Gang.

Es steht somit zu befürchten, dass die übergewichtigen Kinder nicht nur vermehrt ein metabolisches Syndrom, Diabetes und eine Herzerkrankung, sondern auch vermehrt Karzinome in ihrem Leben entwickeln und immer fetter werden, falls nicht nachhaltig der Lebensstil geändert oder Vitamin D substituiert wird. Hierzu gibt es zwar noch keine konkrete Hochrechnung, die aktuellen Zahlen für die Erwachsenen bezüglich der vermehrten Karzinomentstehung sind jedoch eindrucksvoll genug,

 

Weitere aktuelle Publikationen weisen darauf hin, dass ein Vitamin D Mangel bei Schwangeren nicht nur negative Einwirkungen auf den späteren Knochenstoffwechsel sondern auch auf die Entwicklung des Immunsystems der Kinder hat. Damit käme einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D in der Schwangerschaft eine noch größere Bedeutung als der Versorgung mit Folsäure zu.

 

Zur regelrechten Versorgung der Körperzellen sind Vitamin D-Spiegel im Blut von 32- 100ng/ml angezeigt. Dies ist deutlich mehr als wir bis vor kurzem angenommen haben. Unterhalb von 32ng/ml beginnt bereits der Mangelbereich, der mittel- bis langfristig zu den geschilderten chronischen Krankheiten führt. Um diesen Spiegel zu erreichen und aufrecht zu erhalten, benötigt man täglich etwa 4000 IE ( Internationale Einheiten) Vitamin D, die man entweder in der Haut mit Hilfe von UV-Strahlen produzieren oder als Suplement ergänzen muss.

Ernährung

Der zweite, in seinen Auswirkungen noch bedeutendere Punkt ist die zunehmend falsche Ernährung, die sich in den letzten fünf Jahrzehnten entwickelt hat. Die ganze Problematik lässt sich in drei Worten komprimieren:

MANGEL im ÜBERFLUSS!

Zusammen mit dem Bewegungsmangel hat die falsche Ernährungsweise einerseits zu einem Überfluss an Kalorien (siehe auch Abschnitt "Genetische Falle") und andererseits zu einem Mangel an so genannten Mikronährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen (SPS) für den Körper geführt. Letztere sind nicht mit den allgemein bekannten Vitaminen gleich zu setzen und sollen wegen ihrer Bedeutung für den Körper näher erläutert werden.

Sekundäre Pflanzenstoffe (SPS)

Unter sekundären Pflanzenstoffen versteht man eine Vielzahl (bis zu 100 000) verschiedene Substanzen, die in Obst und Gemüse enthalten sind.

Das grundsätzliche Prinzip der Wirkungsweise dieser Substanzen ist wissenschaftlich untersucht und abgeklärt worden: Es handelt es sich dabei um Schutzstoffe, die unter anderem eine Oxidation der im Körper vorhandenen Moleküle verhindern, indem sie Elektronen abgeben oder Wasserstoffionen aufnehmen, ohne selbst in reaktionsfähige Moleküle umgewandelt zu werden. Das heißt, sie deaktivieren und puffern so genannte freie Radikale. Diese wiederum entstehen unter anderem in den Mitochondrien der Zellen im Rahmen des normalen Energiestoffwechsels. Also eigentlich ein ganz alltäglicher, Vorgang, der erst dann problematisch wird, wenn nicht genügend SPS als "Anti-oxidantien" vorhanden sind.

Details für Interessierte:
Im Energiestoffwechsel werden die Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß) mit dem eingeatmeten Sauerstoff "verbrannt". Die letzte gemeinsame Strecke dieser Reaktion findet in den so genannten Mitochondrien statt, das sind Zellorganellen, die von einer doppelten Membranschicht umgeben sind. Der mitochondriale Energiestoffwechsel besteht aus Pyruvatoxidation (PDHC),

ß-Oxidation der Fettsäuren, Zitratzyklus und vor allem der oxidativen Phosphorylierung. Gebildete Redoxäquivalente (NADH, FADH2) werden dabei in der Atmungskette über 4 Enzymkomplexe mit molekularem Sauerstoff (O2) zu Wasser (H2O) umgesetzt. Das ist sozusagen die biochemische Form der Knallgasreaktion. Dabei freigesetzte Energie wird vom Komplex V zur Synthese des universellen Energieträgers Adenosintriphosphat (ATP) verwendet. So werden in den Mitochondrien über 90% des Energiebedarfs des Körpers bereitgestellt.

Zur Bedeutung der Fettsäuren in der Ernährung

Viele Jahrzehnte galt Nahrungsfett als Kalorienbombe und Verursacher der Arteriosklerose. Diese Auffassung ist aufgrund der neuesten Forschungsergebnisse so nicht mehr haltbar: Nicht die Gesamtmenge an verzehrtem Fett ist für die Gesundheit des Körpers entscheidend sondern die Zusammensetzung des Fettes, das so genannte Fettsäureprofil (Laaksonen*). Dieses Thema ist sehr komplex und bei weitem noch nicht vollständig erforscht. Dennoch soll wegen der enormen Bedeutung des Fettstoffwechsels für die Gesundheit versucht werden, eine kurze und dennoch verständliche Übersicht zu geben.

Bei den Fetten wird zum einen differenziert zwischen tierischen und pflanzlichen Fetten, wobei die tierischen Fette überwiegend aus gesättigten Fettsäuren bestehen, vor allem, wenn es sich um Mastvieh handelt. Diese gesättigten Fettsäuren sind jedoch für den Körper weniger wertvoll als viele der pflanzlichen Fette, die ein größeres Spektrum an ungesättigten Fettsäuren aufweisen. Am bekanntesten ist hier das Olivenöl, das in der mediterranen Küche verwendet wird und eine hohe Konzentration der einfach ungesättigten Ölsäure aufweist.

Noch bedeutender für den Körper als die einfach ungesättigten Fettsäuren sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die ebenfalls in zahlreichen Pflanzenölen vorkommen. Bekannt geworden sind Rapsöl, Kürbisöl, Walnussöl und Leinöl. Neuerdings kommt auch wieder das fast in Vergessenheit geratene Hanföl hinzu. Für den Körper haben diese Fettsäuren u. a. den Vorteil, dass die aus ihnen aufgebauten Zellmembranen flexibler sind als die mit ungesättigten Fettsäuren.

Ein Nachteil - sowohl außerhalb als auch innerhalb des Körpers - ist die vermehrte Anfälligkeit dieser mehrfach ungesättigten Fettsäuren für Oxidation. Das bedeutet bei der Lagerung, dass diese Öle schneller ranzig werden (selbst wenn sie durch die Zugabe von Vitamin E geschützt werden) und im Körper ebenfalls durch Antioxidantien vor der Oxidation durch freie Radikalen geschützt werden müssen, um zum Beispiel die Entstehung von oxidiertem (und damit schlechten) Cholesterin zu verhindern.

Ein Teil der mehrfach ungesättigten Fettsäuren weist jedoch noch eine weitere Besonderheit auf: Die so genannten Omega-3 und Omega 6-Fettäuren werden zu Botenstoffen verarbeitet! Dabei entstehen aus den Omega-3 Fettsäuren solche Botenstoffe, die entzündliche Prozesse (z. B. auch in den Gefäßwänden bei Arteriosklerose) hemmen während aus den Omega-6 Fettsäuren Botenstoffe entstehen, die die Entzündung fördern (z. B. bei Rheumatikern, aber auch bei chronischem Gelenkverschleiß). Darüber hinaus senken die Omega-3 Fettsäuren hohe Blutdruckwerte, fördern die Durchblutung, senken die Gerinnungsneigung und hemmen Herzrhythmusstörungen.

Die Bedeutung der Omega-3 Fettsäuren für einen gesunden Körper geht jedoch noch weiter und beginnt bereits in der Schwangerschaft, da diese Substanzen unter anderem für den Aufbau der Netzhaut des Auges und des Gehirns benötigt werden, das zu 20% aus dieser Fettsäure besteht. Entsprechend finden sich im späteren Leben psychische Veränderungen wie Depression, Demenz und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) in Verbindung mit einem relativen Mangel an DHA, einer Variante der Omega-3 Fettsäuren.

Bei ausgewogener Ernährung sind diese Fettsäuren im gesunden Gleichgewicht. Leider hat sich durch die Veränderung unsere Ernährungsgewohnheiten das Verhältnis Omega-6 zu Omega-3 deutlich zugunsten der Omega-6 Fettsäuren verschoben und beträgt statt 5:1 zum Teil bis zu 20:1. Ursächlich ist dies auf den vermehrten Verzehr tierischer Fette zurückzuführen, die nicht nur reichlich ungesättigte Fettsäuren aufweisen (s. o.) sondern auch einen hohen Gehalt an Omega-6 Fettsäuren. Dies gilt auch für bestimmte Pflanzenöle: Distel-, Maiskeim- und Sonnenblumenöl.

Paradoxerweise ist die wesentliche Quelle für Omega-3 Fettsäuren (neben Samen und Nüssen der Pflanzen) tierischen Ursprungs: Seefische! Der scheinbare Widerspruch klärt sich jedoch rasch auf, wenn man erfährt, dass sich diese Fische überwiegend von Omega-3 reichen Algen und Plankton ernähren, dieses dann im Fett ihres Körpers anreichern und zum Teil auch umwandeln in verschiedene Formen der Omega-3 Fettsäure (EPA und DHA). Da dem Menschen diese Fähigkeit zur Umwandlung nur sehr beschränkt zur Verfügung steht, sind die Omega-3 Fettsäuren aus Fisch für ihn noch wertvoller und durch Omega-3 Fettsäuren aus Pflanzen nur zum Teil zu ersetzen. Daraus ergibt sich die berechtigte Forderung der Ernährungswissenschaft nach mindestens 2 Portionen fettem Fisch (z.B. Hering, Lachs, Makrele) pro Woche! Wer diese Mengen nicht schafft, sollte eine gezielte Nahrungsergänzung in Betracht ziehen.

Abschließend soll noch auf eine ebenfalls wenig bekannte Variante der Fettsäuren hingewiesen werden: Die Transfettsäuren. Diese Fettart kommt in der Natur kaum vor und wurde von den Nahrungsmittelchemikern entwickelt, um die ungesättigten Fettsäuren (Öle) zu härten, und sie beispielsweise als Margarine einsetzen zu können, sowie sie länger vor dem Ranzigwerden zu schützen. Dies geschieht durch ultra hohe Erhitzung des jeweiligen Öls.

Leider verlängert sich dadurch nicht nur die Haltbarkeit der jeweiligen Lebensmittel, in denen die Transfette verwendet werden, beträchtlich, das Öl verliert praktisch auch vollkommen an Wert für den Organismus bzw. schadet ihm sogar: Bei einem Verzehr von mehr als 10-20g pro Tag kommt es zu einem Anstieg des Gesamt- und LDL-Cholesterins, einer Senkung des HDL-Cholesterins, ferner zu Insulinresistenz und damit zur Förderung der Entwicklung des Typ2 Diabetes.

In Deutschland geht man von einer durchschnittlich verzehrten Menge von 4-6g/Tag aus, die vor allem mit frittierten Speisen und Backwaren aufgenommen werden. Je nach Verzehrsgewohnheit ist es jedoch sehr leicht denkbar, die als kritisch angesehene Menge von 10-20g pro Tag zu erreichen: So enthielten bei einer kanadischen Untersuchung 5 Chicken Nuggets nahezu 4g, ein Stück Apelkuchen 2.7g und 2 Chinesische Frühlingsrollen 1.7 g Tansfettsäuren.

Folgen für den menschlichen Körper

Die veränderten Essgewohnheiten der "modernen" Menschen haben dazu geführt, dass dem Körper in vielen Fällen nicht mehr die breite Palette an Nährstoffe zur Verfügung steht, die er für ein problemloses Funktionieren benötigt. Lediglich "leere Kalorien" bekommt er im Überfluss und speichert diese als Fett im Körper ab.

Bedingt durch die ungeheure Vielfalt dieser sekundären Pflanzenstoffe oder "Antioxidantien" und ihre ubiquitäre Präsenz im Körper, führt ein Mangel nicht zu einzelnen definierten Krankheitsbildern, wie sie vom Vitaminmangel her bekannt sind, sondern zu einer Beeinträchtigung des Zellstoffwechsels im gesamten Organismus und damit langfristig zu Störungen in praktisch allen Organsystemen. Diese Störungen kann der Körper - unter Umständen erst nach vielen Jahren - nicht mehr kompensieren und wird dann "plötzlich" mit ganz verschiedenen Symptomen "chronisch" krank. An welcher Stelle dies geschieht, ist abhängig von der erblichen Belastung des einzelnen Menschen, seinen genetischen Schwachstellen.

Zu den Betroffenen der Entwicklung gehört meist und vor allem das Immunsystem unseres Körpers, dessen Störungen für die unterschiedlichsten Erkrankungen verantwortlich sind. Das Spektrum reicht von den multiplen Allergieformen wie Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis über Gelenk- und Schilddrüsenerkrankungen bis hin zu den vielfältigen bösartigen Tumorerkrankungen oder der Parodontitis.

Ein weiterer, wichtiger Komplex sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil bei einem Mangel an SPS auch der Fettstoffwechsel negativ beeinflusst wird, indem vermehrt oxidiertes Cholesterin entsteht, das unter anderem die sehr kompliziert ablaufende Arteriosklerosebildung fördert. (Die primitive Vorstellung, dass sich ein Zuviel an Cholesterin einfach in den Gefäßen ablagert, hat man längst verlassen müssen).

Aber auch die falsche Zusammensetzung der von uns verzehrten Fette fördert direkt und indirekt die Entstehung der Arteriosklerose sowie weiterer chronischer Erkrankungen wie den so genannten Alterszucker (Diabetes 2), chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (Asthma) und die entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis).

Als letzte große Gruppe seien die degenerativen Gehirnerkrankungen genannt. Während beim Morbus Alzheimer zahlreiche Befunde auf einen Zusammenhang zwischen einem Mangel an SPS und der Entstehung bzw. Progression der Erkrankung hinweisen, ist beim Morbus Parkinson der niedrige Gehalt von SPS im Körper eher sekundär, d.h. Folge der Essstörung als primär Ursache der Erkrankung (H. Kasper*).
Darüber hinaus finden sich nunmehr zunehmend Hinweise, dass auch die deutliche Zunahme der Frequenz depressiver Krankheitsbilder Folge einer langjährigen Fehlernährung ist (Van de Weyer*). Dabei kommt nach neuesten Erkenntnissen u. a. auch dem Mangel an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in unserer Nahrung eine besondere Bedeutung zu.

Studienberichte
Dass diese Zusammenhänge z. Beispiel für die Entstehung bösartiger Tumore keine grauen Theorien einiger wissenschaftlicher Spinner sind, zeigen die Ergebnisse großer epidemiologischer Studien wie EPIC (European Investigation into Cancer and Nutrition) an der über 50.000 Einwohner Europas teilnehmen.
So liegt z. B. die Häufigkeit von Tumorerkrankungen in Ländern, in denen reichlich Obst und Gemüse verzehrt wird, die diese sekundären Pflanzenstoffe und Antioxidantien enthalten, um 30-40% niedriger als in den Ländern mit niedrigem Obst- und Gemüseverzehr, d.h. die Tumorhäufigkeit ist direkt abhängig von der Menge der verzehrten sekundären Pflanzenstoffe! Zu vergleichbaren Resultaten kam die Studie von Doll schon vor Jahren.

 

 

Dabei kann die Ernährungsweise in verschiedenen Stadien auf das Krebsgeschehen Einfluss nehmen, nämlich in der primären Prävention, die die initiale Krebsentstehung beeinflusst, in der sekundären Prävention, die die maligne Entartung von Vorstufen verhindert, sowie in der tertiären Prävention, durch die ein erneuter Ausbruch der Krankheit nach einer Genesung verhindert werden soll.

Auch für den Schlaganfall als Vertreter der Gefäßerkrankungen wurde die Beziehung zwischen dem Ausmaß des Obst- und Gemüseverzehrs und dem Risiko der Erkrankung nachgewiesen (J. Feng*)

Genetische Falle

Die sekundären Pflanzenstoffe müssen täglich mit der Nahrung aufgenommen werden - was unseren Vorfahren nicht schwer gefallen ist, die viele Stunden auf den Beinen waren, um Essbares im weiten Umkreis ihrer Wohnstätte zu sammeln. Diese niedrig kalorische Pflanzenkost musste in großen Mengen verzehrt werden, um dem Körper die benötigten Kalorien (etwa 6000 gegenüber 2500 heute!) zur Verfügung zu stellen. Und in dieser "Pflanzenmasse" waren entsprechend hinreichend sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, derer sich der Körper bedienen konnte.

Aus dieser Zeit stammt ein weiterer Ernährungsaspekt, der uns heute zu schaffen macht. Das Nahrungsangebot war in Bezug auf die Kalorien so knapp, dass der Körper seinen Energiehaushalt optimierte und jede aktuell überzählige Kalorie in sicheren (Fett-) Depots für "schlechte Zeiten" speicherte. Und dieses Verhalten ist heute noch in seinen Genen programmiert.

Angesichts des Kalorienüberflusses in unserer heutigen Gesellschaft eine fatale Eigenschaft, da sie zu Übergewicht führt. Dies wiederum hat deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit, denn Übergewicht begünstigt u. a. die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2, koronarer Herzkrankheit, Hypertonie, Gallensteinen, degenerativen Skeletterkrankungen, verschiedenen Krebserkrankungen und anderes mehr. Die Mortalitätsrate steigt mit zunehmendem Körpergewicht an (Leitzmann*).

Professor David Katz, ein Epidemiologe am Yale Prevention Research Center in Amerika machte auf einer wissenschaftlichen Tagung im April 2004 die düstere Prognose, dass bis zum Ende des Jahrzehnts in den Vereinigten Staaten Herzinfarkte und Krebs bei Menschen unter 20 Jahren als Folge der katastrophalen Ernährungssituation erwartet werden.
Ende 2004 wurde prompt bereits über das erste 6-jährige Kind (!) mit Altersdiabetes berichtet!

Kernproblem

Damit kommen wir zum eigentlichen Problem der Prävention, das zwar leicht zu benennen, jedoch sehr schwierig zu lösen ist:

Die Änderung in der Lebensführung (Verhaltensprävention)
oder (neudeutsch) "Life Style"!

Dazu gehört nicht nur ein Umdenken in der Ernährung sondern auch eine ausreichende Bewegung und der Verzicht auf Konsumgifte (oder zumindest die Reduktion z.B. von Tabak und Alkohol, die zu zusätzlichen Belastungen des Körpers führen) und die Stressbewältigung!

Alle erwägbaren Vorsorgemaßnahmen müssen, um realistisch zu sein, vier Eigenschaften aufweisen:

Einfach, effizient, preiswert und stetig
d.h. an 365 Tagen im Jahr durchführbar!

Legt man diesen Maßstab an, relativieren sich zahlreiche und selbst gut angelegte Aktionen!

5 am Tag

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und mit ihr ähnliche Institutionen in allen westlichen Industrie-Ländern fordern bereits seit Jahren, den Verzehr von Obst und Gemüse zu steigern: Fünfmal am Tag eine Hand voll Obst und Gemüse (d.h. mindestens 650g von guter biologischer Qualität)! Eine Kampagne, die von allen offiziellen Institutionen in Deutschland unterstützt wird, da diese Form der Ernährung hocheffektiv ist.

Die Auswirkung der Kampagne auf das Ernährungsverhalten ist jedoch bislang eher bescheiden, wie die Erhebungen zeigen:
Nur 5-10% unserer Bevölkerung können diese Ernährungsempfehlung umsetzen, 90% essen zu wenig Obst und Gemüse!

Der aktuelle Ernährungsbericht 2004 der Bundesregierung weist denn auch im Mittel (!) nur einen Verbrauch von jeweils 150 g Obst und Gemüse für die Deutschen nach! Das ist nicht einmal die Hälfte von dem, was gegessen werden sollte! Zudem beruhen die Zahlen auf verkauften Mengen, die nicht dem Verzehr entsprechen, da gerade bei Obst und Gemüse vieles nach dem Kauf zu Hause verdirbt und nicht mehr verzehrt werden kann!

Die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik, Aachen, empfiehlt inzwischen, täglich ein Kilo frisches Obst und Gemüse von guter Qualität und zum Teil roh zu verzehren!

Auch aus den USA, dem Ursprungsland der 5 am Tag Aktion, kommt jetzt die Forderung nach 8-10 Portionen Obst und Gemüse täglich (J. Feng*), um zum Beispiel dem Risiko eines Schlaganfalls vorzubeugen. Die größere Menge ergibt sich daraus, dass die initialen Angaben für gesunde, junge Menschen berechnet wurden, im Alter oder bei Belastung der Körper jedoch deutlich mehr braucht!

Zusätzlich lässt die Qualität der angebotenen Produkte bei Obst und Gemüse immer mehr nach, da die Zuchtauswahl nach den Kriterien Größe, Aussehen und Haltbarkeit geschieht und nicht nach dem Gehalt an Inhaltsstoffen. Außerdem wird zunehmend in Nährsubstraten angebaut, die nur noch die für das Wachstum der Pflanzen benötigten Substanzen enthalten und nicht jedoch so wichtige Stoffe wie Selen oder Zink etc in den ursprünglichen Böden.

Und letztlich sorgt die Globalisierung des Handels zwar für eine Verbreiterung des Angebotes von Obst und Gemüse zu allen Jahreszeiten, die Qualität solcher "fern gereisten" Produkte in Bezug auf ihre Nährstoffe muss jedoch mit einem gleich großen Fragezeichen versehen werden wie regionale Produkte nach monatelanger Lagerung unter Schutzgas-Atmosphäre!

Ein wenig Theorie

Angesichts der geschilderten Schwierigkeiten bei der Änderung des Lebensstils, das heißt bei der Verhaltensprävention ist es sinnvoll, nach Hilfe Umschau zu halten. Diese Hilfe könnte in der Verhältnisprävention zu finden sein (Einzelheiten bei K. Hurrelmann).

Die Verhältnisprävention hat die hohe Effizienz ihrer Maßnahmen in vielen Bereichen bereits bewiesen, z. B. bei der Arbeitsplatzsicherheit oder der Verkehrssicherheit. So ist der laufende Rückgang der Verkehrstoten in den vergangenen Jahren nicht auf Erfolge der Verhaltensprävention (d. h. eine verbesserte Fahrweise der Menschen) sondern auf Effekte der Verhältnisprävention (verbesserte Sicherheitseinrichtungen am Auto und auf den Straßen) zurückzuführen.

Übertragen auf die Probleme der Verhaltensprävention bei der Gesundheitsvorsorge bieten sich als praktikable Auswege aus diesem Dilemma ebenfalls Maßnahmen der Verhältnisprävention an. Um die Defizite bei der Ernährung und Bewegung auszugleichen stehen heute bereits durchaus bewährte Maßnahmen zur Bewegungs- und Nahrungsergänzung zur Verfügung.

Entscheidend dabei ist jedoch nicht nur die Qualität der angebotenen Maßnahmen sondern auch ihre Praktikabilität, das heißt, die Umsetzbarkeit nicht nur in der täglichen Praxis des Arztes sondern auch im Alltag des einzelnen Menschen.

Effektive Vorsorge

Das Angebot an Bewegungsergänzung zum Ausgleich für die sitzende Lebensweise ist heute bereits sehr breit gefächert (vom Fitnessstudio über Tai Chi bis hin zu Nordic Walking) und wird zukünftig sicherlich noch weiter ausgebaut. Hier zeigt sich, wie die Verhältnisprävention (Verfügbarkeit von Fitnesseinrichtungen, Sportvereine etc.) ganz wesentlich die Effizienz der Maßnahmen zur Verhaltensprävention unterstützt.

Warum sollte nicht Ähnliches im Bereich der Nahrungsergänzung als effektive Verhältnisprävention (problemlose Verfügbarkeit) möglich sein? Die Vorbehalte einiger Ernährungsgesellschaften mögen ja zum Teil zu Recht bestehen. Allerdings lehrt ein Blick zurück in die Medizingeschichte anderes:

Hier findet sich als klassisches Beispiel für die Wirksamkeit der Verhältnisprävention die weitgehende Beseitigung des Jodmangels in Deutschland. Auch dieses Ziel wurde nicht durch eine primäre Änderung des Ernährungsverhaltens per se erreicht: Der nunmehr seit Jahrzehnten geforderte Verzehr von 2 Fischmahlzeiten pro Woche (seinerzeitig wegen des Jodmangels, aktuell wegen der Omega 3 Fettsäuren) hat zu keinem veränderten Verzehrsverhalten geführt!

Erst die Entwicklung der Jodtabletten und des jodierten Speisesalzes als Nahrungsergänzung haben das Problem gelöst: Durch die einfache und ständige Verfügbarkeit von Jod in der täglichen Ernährung wurde das seit Jahrhunderten bestehende Problem der Kropfbildung in Deutschland weitgehend beseitigt.

An eine Nahrungsergänzung zur Behebung des Mangels an Mikronährstoffen sind sicherlich weit höhere Anforderungen zu stellen als an ein Präparat zur Beseitigung des Mangels an einem einzelnen Spurenelement (wie Jod).

Künstliche Multivitaminprodukte, wie sie im vergangenen Jahrzehnt propagiert wurden, genügen hier nicht, da selbst 10 und mehr verschiedene, hoch dosierte Vitamine nicht ausreichend sind, um die Bandbreite des Bedarfes an Tausenden von Mikronährstoffen aus Obst und Gemüse im Körper abzudecken.

Darüber hinaus haben zahlreiche wissenschaftlichen Studien gezeigt, dass die vorbeugende Zufuhr einzelner Vitamine insbesondere in erhöhter Dosierung dem Körper nicht nur wenig nützt, sondern ihn sogar schädigen kann (z.B. Collaborative Group, heart protection study*)

Wenn also eine effektive Nahrungsergänzung durchgeführt werden soll, dann kann dies nur mit einem Konzentrat aus natürlichem, vollreifen Obst und Gemüse geschehen, das so schonend hergestellt wird, dass die benötigten Stoffe nicht nur erhalten, sondern auch für den Körper verfügbar bleiben. Dies muss sich dann selbstverständlich mit Hilfe moderner Labormethoden in entsprechenden wissenschaftlichen Studien nachweisen lassen.

Bedenklich erscheint hingegen die Zufuhr einzelner künstlich hergestellter Substanzen in speziellen Nahrungsmitteln für besondere Zwecke. So werden aktuell zum Beispiel Schwangerschaftsriegel mit Folsäure angeboten, um kindliche Missbildungen der Wirbelsäule zu verhindern. Dies ist sicherlich besser als gar nichts zu tun! Andererseits können solche Einzelprodukte zu unkontrollierten Gesamtmengen kumulieren, da nicht vorhersehbar ist, wer wann was verzehrt. Eine ganzheitliche, natürliche Vorsorge mit einem Präparat aus Obst und Gemüse ist daher entschieden vorzuziehen, zumal Prävention sich nicht an einer (zufällig bekannten?) Mangelsituation orientiert, sondern möglichst umfassend lebenslang vorbeugend praktiziert werden sollte.

Kommen wir noch einmal zum Fischverzehr. Auch heute wird wieder gefordert, mindestens zweimal pro Woche fetten Seefisch zu essen. Als Grund wird jedoch nicht mehr der Jodmangel angegeben sondern der Bedarf des Köpers an Omega-3 Fettsäuren. Da in Deutschland aktuell wie seinerzeit diese Menge Fisch von den meisten Menschen nicht verzehrt wird, bietet sich als effiziente Alternative eine Nahrungsergänzung mit Omega-3 Fettsäuren an, um die Entstehung von zahlreichen chronischen Erkrankungen zu verhindern.

Eine "pauschale Verteufelung" der Nahrungsergänzung ist daher nicht korrekt! Vielmehr muss sich auch die Ernährungswissenschaft intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen, um die "Spreu vom Weizen" in diesem, zum Teil kaum noch überschaubaren, Angebot auf dem Markt zu trennen.

Die Sportmedizin hat dies erfreulicherweise in den vergangenen Jahren bereits mit großem Erfolg getan und umfangreiche Daten zur "Bewegungsergänzung" erarbeitet, die allgemein zur Verfügung stehen - wenn leider auch noch nicht ausreichend genutzt. Ähnlich wissenschaftlich abgesicherte Daten benötigen wir auch für den Bereich der Nahrungsergänzung, um dann gezielt Empfehlungen aussprechen zu können.

Das Ausmaß der Effektivität zukünftiger Gesundheitsvorsorge im Bereich der Ernährung wird ganz entscheidend davon abhängen, dass es gelingt, durch gezielte Verhältnisprävention die Verfügbarkeit der erforderlichen Nahrungsbestandteile auf breiter Basis sicherzustellen.

 

Die Vision

Zusammenfassend ist festzustellen, dass es für die Gesundheitsvorsorge nicht mehr 5 Minuten vor 12 Uhr sondern bereits 5 Minuten nach 12 Uhr ist!

Was lässt sich tun?
Auf eine staatliche Lösung zu warten verbietet nicht nur der Zeitdruck!

Es gäbe eine ganz einfache und praktikable Lösung für die Präventionsprobleme: Wenn sich jeder Mensch wieder der Verantwortung für den eigenen Körper stellen und sich jeder Arzt nicht nur der Behandlung der aktuellen, manifesten Erkrankungen widmen, sondern seine Patienten auch regelmäßig und ganz konsequent in Sachen Prävention beraten würde!

Genau dies zu erreichen ist das Ziel des Europäischen Gesundheitsnetzwerks (eu-gn).

Bei konsequenter, flächendeckender Umsetzung in Deutschland wäre das Netzwerk in der Lage, die von Hurrelmann beschriebene Soll-Situation im Bereich der Gesundheitsvorsorge und Prävention zu erreichen.

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